Krieg ist auch eine Folge des Staatensystems. Er ist Teil der nationalstaatlichen Herrschaftssicherung. Er dient zur Aufrechterhaltung und zur Ausdehnung von Macht, zur Sicherung globaler Hegemonie. (So geht aus einem Strategiepapier deutscher Generäle hervor, dass das militärstrategische Ziel deutscher Sicherheitsinteressen die Vorbeugung, Eindämmung und Beendigung von Konflikten jeglicher Art ist, die die Unversehrtheit und Stabilität Deutschlands beeinträchtigen könnten.) Neben Menschen, die die ökonomischen Voraussetzungen für Krieg beispielsweise in der Produktion oder durch Steuerzahlungen für Rüstung leisten, müssen sich auch direkt Kriegswillige rekrutieren lassen. Kriegsunwillige müssen Zivildienst leisten und müssen im Kriegsfall in der Logistik oder als Sanitäter den Krieg unterstützen. Die Staatsmacht beruht auf Gewaltmonopol und Befehlsgewalt. Der Staat sagt uns, was gut für uns ist. Wer sich widersetzt, macht sich strafbar. Ist das keine Gewalt?
Krieg ist nicht zuletzt Folge von Nationalismus. Die Abgrenzung von "uns" gegenüber "denen" legitimiert Ungleichheit: z.B. den Unterschied zwischen Menschen- und Bürgerrechten, z.B. die Sondergesetze für AusländerInnen. Die fiktive Einheit der "Deutschen Nation" konstruiert ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das es erlaubt, "unsere Interessen" auch militärisch durchzusetzen. Um Kriege zu legitimieren werden Ideologien wie Nationalismus und Militarismus immer wieder geschürt. Militarismus war und ist seit jeher Garant und Bedingung für Herrschaft. Er manifestiert die staatliche Herrschaft über die Bewohner und Bewohnerinnen eines durch willkürliche Grenzen festgelegten Nationalstaates. Tucholsky hat die "Verteidiger des Vaterlandes" treffend charakterisiert: wie anders soll man Menschen nennen, die auf Befehl andere töten, weil sie einem anderen Stamm, einem anderen Volk, einer anderen Nation oder schlicht einem anderen militärischen Bündnis angehören?
Krieg hängt auch mit dem Patriarchat zusammen. Männer führen Kriege, kämpfen um Ehre und Macht, beweisen Heldenmut und vergewaltigen auch schonmal die Frauen der Verlierer. Natürlich icht alle Männer, aber genügend, um misstrauisch zu werden. Die männliche Härte gegen sich selbst legitimiert im militärischen Weltbild die Grausamkeit gegenüber anderen.