Es ist immer Krieg

(Rede der Gruppe Behuelni - Bellende Hunde beißen nicht)

Mit dem medial inszenierten, offiziellen Beginn des Irakkrieges wurden weltweit die Rufe nach Frieden laut, die Rufe nach Frieden als Abwesenheit von Krieg. Wir hingegen verstehen Frieden als die Abwesenheit von militärischer und struktureller Gewalt.

Militärische Gewalt findet im sogenannten Frieden täglich statt. In Kolumbien und Brasilien werden jeden Tag Indigene, BäuerInnen oder Strassenkinder von rechten Paramilitärs erschossen. Bürgerkrieg oder Bandenkrieg sagen die Medien dazu.

Strukturelle Gewalt wird oft nicht mal als Gewalt wahrgenommen und stößt sogar meist auf eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Aber ist es nicht auch Gewalt, wenn ein Pharmakonzern lebenswichtige Medikamente patentieren lässt? Ist nicht auch ein Wirtschaftsembargo Gewalt? Laut UN-Berichten starben als Folge der Sanktionen gegen den Irak bereits in den ersten 5 Jahren mehr als eine halbe Millionen Kinder. Wenn die Eltern hilflos dabei zusehen müssen, ist das ein gewaltfreier und friedlicher Prozess?

Die Ablehnung von Krieg muss ebenso einher gehen mit der Ablehnung der kriegsbedingenden Strukturen.
  1. Krieg ist eine logische Folge des kapitalistischen Konkurrenzkampfes. Krieg wird als legitimes Mittel zur Ressourcensicherung eingesetzt, zur Gewährleistung des freien Zugangs zu Rohstoffen und Bodenschätzen und zur Sicherung von Handels- und Transportwegen. Das kapitalistische System funktioniert eben nur in ständiger Ausdehnung seiner Märkte.
  2. Krieg ist auch eine Folge des Staatensystems. Er ist Teil der nationalstaatlichen Herrschaftssicherung. Er dient zur Aufrechterhaltung und zur Ausdehnung von Macht, zur Sicherung globaler Hegemonie. (So geht aus einem Strategiepapier deutscher Generäle hervor, dass das militärstrategische Ziel deutscher Sicherheitsinteressen die Vorbeugung, Eindämmung und Beendigung von Konflikten jeglicher Art ist, die die Unversehrtheit und Stabilität Deutschlands beeinträchtigen könnten.) Neben Menschen, die die ökonomischen Voraussetzungen für Krieg beispielsweise in der Produktion oder durch Steuerzahlungen für Rüstung leisten, müssen sich auch direkt Kriegswillige rekrutieren lassen. Kriegsunwillige müssen Zivildienst leisten und müssen im Kriegsfall in der Logistik oder als Sanitäter den Krieg unterstützen. Die Staatsmacht beruht auf Gewaltmonopol und Befehlsgewalt. Der Staat sagt uns, was gut für uns ist. Wer sich widersetzt, macht sich strafbar. Ist das keine Gewalt?

  3. Krieg ist nicht zuletzt Folge von Nationalismus. Die Abgrenzung von "uns" gegenüber "denen" legitimiert Ungleichheit: z.B. den Unterschied zwischen Menschen- und Bürgerrechten, z.B. die Sondergesetze für AusländerInnen. Die fiktive Einheit der "Deutschen Nation" konstruiert ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das es erlaubt, "unsere Interessen" auch militärisch durchzusetzen.     Um Kriege zu legitimieren werden Ideologien wie Nationalismus und Militarismus immer wieder geschürt. Militarismus war und ist seit jeher Garant und Bedingung für Herrschaft. Er manifestiert die staatliche Herrschaft über die Bewohner und Bewohnerinnen eines durch willkürliche Grenzen festgelegten Nationalstaates. Tucholsky hat die "Verteidiger des Vaterlandes" treffend charakterisiert: wie anders soll man Menschen nennen, die auf Befehl andere töten, weil sie einem anderen Stamm, einem anderen Volk, einer anderen Nation oder schlicht einem anderen militärischen Bündnis angehören?

  4. Krieg hängt auch mit dem Patriarchat zusammen. Männer führen Kriege, kämpfen um Ehre und Macht, beweisen Heldenmut und vergewaltigen auch schonmal die Frauen der Verlierer. Natürlich icht alle Männer, aber genügend, um misstrauisch zu werden. Die männliche Härte gegen sich selbst legitimiert im militärischen Weltbild die Grausamkeit gegenüber anderen.

Was wir sagen wollen: es ist immer Krieg. Er hat viele Gesichter und wir verabscheuen jedes einzelne. Kapitalismus, Staatensystem, Nationalismus und Patriarchat sind seine Ursachen, die Ölquellen im Irak und ein rechter US-Präsident sind nur seine Auslöser. Wir wollen nicht nur gegen die Auslöser demonstrieren. Wir wollen nicht nur gegen den Krieg der Herrschenden demonstrieren. Auch der Frieden der Herrschenden ist Krieg.

(Müssen wir jetzt wirklich noch fordern, dass das ganze Böse auf der Welt abgeschafft wird?) (Wie wär's mit Friede den Hütten, Krieg den Palästen?)

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