Stop den Krieg gegen Gaza und Libanon
Ich freue mich, dass heute Abend so viele Menschen zu dieser
Antikriegskundgebung gekommen sind, um Ihrer Wut und Trauer über die
fürchterlichen Geschehnisse im Libanon, Gaza und Nordisrael Ausdruck zu
verleihen.
Wir trauern hier gemeinsam um die vielen hundert Toten und die tausenden
von Verletzten, die Opfer der israelischen Aggression geworden sind. Wir müssen
machtlos zusehen, wie von einem Tag auf den anderen die Menschen im Libanon,
aber auch im Norden Israels, um ihr Leben zittern müssen! Während die Europäer
ausgeflogen werden, müssen die Libanesen im Lande verbleiben und sind die
Zielscheibe des täglichen Bombenterrors
Aber neben der Trauer, empfinde ich auch Wut und Empörung:
Ich bin empört darüber, wie gnadenlos die israelischen Politiker und Militärs
vor den Augen der Weltöffentlichkeit Massaker gegen die Zivilbevölkerung
begehen, wie sie in wenigen Tagen die komplette Infrastruktur und Ökonomie
eines Landes zerstören und offen bekunden, dass sie den Libanon um 20 bis 50
Jahre zurückbomben möchten. Wir fordern hier den sofortigen Stopp des
Bombenterrors gegen die Menschen im Libanon und Gaza!
Und ich bin empört darüber, dass diese Kriegsgreuel mit Lügen
gerechtfertigt werden, wie der, es ginge um die Befreiung von zwei entführten
Soldaten! Ja, die Entführung der israelischen Soldaten durch die Hizbollah war
eine Provokation und ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Aber mittlerweile hat
der Krieg in wenigen Tagen neben hunderten Libanesen auch über 20 israelischen
Soldaten und 15 israelischen Zivilisten das Leben gekostet, statt die
entführten Soldaten zu befreien! Wie die israelische Friedensbewegung
fordern wir die Einstellung der Kampfhandlungen und den Austausch von
Gefangenen!
Wie zynisch Politiker in diesen Tagen argumentieren, zeigt auch die
Äußerung des ehemaligen israelischen Botschaftern in Deutschland, Avi Primor,
der Krieg sei eine Unterstützung und Stärkung der libanesichen Regierung. Ich
bin der festen Überzeugung, dass das genaue Gegenteil der Fall ist und dass es
Israel um die Installation einer libanesischen Marionettenregierung und um die
Besetzung des Libanons mit fremden
Truppen geht, um so ein Aufmarschfeld gegen Syrien und den Iran zu etablieren.
Schon ist die Rede davon, dass die NATO im Südlibanon aufmarschieren soll.
Ich bin weiter überzeugt davon, dass die brutale
Kriegspolitik der israelischen Regierung zu einer noch weitaus größerern
Unterstützung von Hizbollah und Hamas führen wird, als das ohnehin schon der
Fall ist.
Ob es uns gefällt oder nicht, es ist eine Tatsache, dass es sich bei
diesen Organisationen um starke soziale Bewegungen handelt und nicht um ein
paar tausend Terroristen, denen man militärisch den Garaus machen könnte. Wir
verurteilen die ständigen Raketenangriffe auf israelische Zivilisten, aber wir
wissen auch: der Nährboden für diese Gruppierungen ist die jahrzehntelange
ungerechte Behandlung der Palästinenser durch Israel, ist die Okkupation der
Westbank und Gazas.
Und wie verhält sich in dieser Situation die deutsche Bundesregierung?
Frau Merkel unterstützt vorbehaltlos den Krieg Israels gegen die libanesische
Bevölkerung! Frau Merkel bezeichnet die Zerstörung der libanesischen
Infrastruktur, die Bombardierung von Molkereien, Textilfabriken und
Elektrizitätswerken, von Flüghäfen und Brücken in Orwellscher Sprachverdrehung
als „Selbstverteidigung“ Israels. Das Völkerrecht und die humanitären
Menschenrechte interessieren eine Frau Merkel einen feuchten Kehrricht!
Wir fordern hier nachdrücklich: Frau Merkel, schließen Sie sich umgehend
den Forderungen des UN-Generalsekretärs Kofi Anans und an, der den sofortigen
Stopp der israelischen Kriegshandlungen gefordert hat!
Wir fordern die Bundesregierung zudem auf, sich für die Schaffung von
sicheren Korridoren zur Versorgung der Bevölkerung im Südlibanon einzusetzen!
Frau Merkel: mit Ihrer vorbehaltlosen Unterstützung des Krieges sind
Sie mitverantwortlich für die humanitäre
Katastrophe im Libanon, wie dies gestern der UN-Hilfekoordinator Egelund
festgestellt hat.
Aber Frau Merkel hat noch weitere Pläne: sie spricht offen davon, dass
nicht ausgeschlossen sei, dass sich deutsche Truppen an einer internationalen
Friedenstruppe im Libanon beteiligen könnten. Wir fordern dagegen: keine
deutschen Soldaten in den Nahen Osten und Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan.
Und wir fordern: Schluss mit der militärische Unterstützung Israels.
Deutschland wird weder am Hindukusch, noch im Libanon verteidigt! Es ist
offensichtlich: NATO-Truppen im nahen Osten werden nicht zum Schutz
israelischer Siedlungen eingesetzt, sondern um den Zugriff auf die größten
bekannten Ölquellen zu realisieren. Krieg für Öl, das ist der Hintergrund
für den aktuellen Krieg im Nahen Osten.
Die Lösung der Probleme im Nahen Osten kann nicht herbeigebombt werden,
weder mit israelischen, noch mit deutschen oder amerikanischen Bomben!
Wir schließen uns der Forderung der israelischen Friedensbewegung um
Gush Shalom / Der Friedensblock an, die vorgestern Abend in Tel Aviv auf einer
Demonstration mit 5000 Teilnehmern von der israelischen Regierung forderte: STOP SHOOTING! START
TALKING – Beendet das Schießen, beginnt miteinander zu sprechen!
Um einen gerechten Frieden zu erreichen, muss die Ursache der Probleme
beseitigt werden.
Die Ursache der Probleme ist nicht die Entführung von 3 Soldaten, ist
nicht die Hamas oder die Hizbollah. Die Ursache ist, dass dem palästinenschen
Volk ein eigener lebensfähiger und souveräner Staat vorenthalten wird, dass
Generationen von Palästinensern seit Jahrzehnetn in Flüchtlingslagern leben
müssen. Auch hier schließen wir uns Gush Shalom an, die fordert:
Schluss mit
der Siedlungspolitik Israels im Westjordanland! Die israelische
Regierung darf nicht weiter die ultrareligiösen Siedler unterstützen! Israel
muss sich völlig aus dem Gaza und Westjordanland auf die Grenzen von 1967
zurückziehen!
Wir treten für eine Zweistaatenlösung ein, wie dies symbolisch das Logo
der israelischen Friedensbewegung ausdrückt: eine Flagge bestehend zur Hälfte
aus der Fahne Israels und zur Hälfte aus der Fahne der Palästinenser! Ein Ende der
militärischen Angriffe von Hamas oder der Hizbollah auf israelisches Militär
oder israelische Siedlungen ist ausschließlich durch den Rückzug Israels aus
den besetzten Gebieten zu erreichen. Nur dadurch ist auch ein Ende der terroristischen Selbstmordattentate gegen
israelische Bürger zu erreichen.
Wir fordern, dass umgehend die materielle Hilfe für die Palästineser
wieder aufgenommen wird! Wir fordern darüberhinaus, dass ein
Milliarden-Hilfsprogramm für die Industrialisierung Palästinas aufgelegt wird.
Statt Milliarden in Kriege zu stecken und durch Kriege Milliardenschäden
anzurichten, muss mit einem Bruchteil dieses Geldes in Gaza und der
Westbank eine lebensfähige Wirtschaft
aufgebaut werden, um dadurch den Palästinensern ein menschenwürdiges Leben zu
ermöglichen. Pläne hierzu liegen vor: so hat am 1. Dezember 2003 eine
israelische und eine palästinensische Delegation unter Führung des früheren
israelischen Justizministers Yossi Beilin und des ehemaligen Mitglieds der
palästinensischen Autonomiebehörde Yasser Abed Rabbo ein Dokument
unterschrieben, das als „Genfer Initiative“ bezeichnet worden ist und u.a. eine
Zwei-Staaten-Lösung vorschlägt.
Wir verurteilen entschieden alle Positionen, ob von Hamas, der Hizbollah
oder dem iranischen Präsidenten Achmadineschad, die das Existenzrecht Israels
in Frage stellen. Gerade weil wir als deutsche Antifaschisten für alle Israelis
einen sicheren Staat wünschen, fordern wir: Sofortiger Stopp des Krieges und
Aufnahme von Verhandlungen! Keine Unterstützung des israelischen Vorgehens
durch die Bundesregierung! Kein deutschen Truppen in den Libanon! Beendigung
der Okkupation. Für einen gerechten Frieden mit einem souveränen Staat der
Palästinenser neben Israel!
x.x, für das Anti-Kriegsbündnis Aachen
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- 31.07.2006